Mensch vor Marge?

"Mensch vor Marge" ist eine Antwort der Gewerkschaft NGG auf einen ungezügelten finanzmarktgetriebenen Kapitalismus in der Ernährungsindustrie, in dem Investoren profitmaximierend agieren. Eine in dieser Dimension neue Form schraubt zum einen Renditeerwartungen nach oben, zum anderen folgt dem Verkauf oder der Zerschlagung von profitablen Unternehmensteilen häufig die Forderung nach Einschränkung von tariflichen oder betrieblichen Errungenschaften. Renditen werden in erster Linie nicht mehr in die Unternehmen investiert, um die Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft zu steigern, sondern den Unternehmen entzogen und dem internationalen Finanzmarkt zugeführt.

Mensch vor Marge heißt für mich..

Stimmen aus der Ernährungsindustrie*

Andreas Zorn, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Nestlé

... dass der Mensch im Mittelpunkt eines Unternehmens steht. Die Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens und sein größter Wert. Ihre Arbeit ermöglicht überhaupt erst Wertschöpfung. Die Marge ist nur für Aktionäre oder Investoren wichtig. Den aktivistischen Aktionären geht es um schnellstmöglichen Gewinn durch Sparkurs und Verkäufe. Sie hinterlassen oft verbrannte Erde in Form von völlig ausgebluteten Unternehmen.


Mensch vor Marge heißt für mich...

Suzann Dräther, Betriebsratsvorsitzende Homann in Bottrop

... gute Lebensmittel und die dazu erforderliche Arbeit müssen auf dem Weg vom Bauern über die verarbeitende Industrie bis hin zum Verbraucher gut und fair bezahlt werden. Lebensmittel und insbesondere Grundnahrungsmittel dürfen nicht für überhöhtes Renditedenken missbraucht werden.


Mensch vor Marge heißt für mich...

Hermann Soggeberg, Konzernbetriebsratsvorsitzender Unilever

... dass Unternehmen natürlich angemessene Gewinne machen sollen, jedoch bei allen Entscheidungen die Menschen, seien es Zulieferer oder Beschäftigte, Priorität haben. Es darf keinen Arbeitsplatzabbau geben, allein, um die Gewinne zu erhöhen. Anständige Investoren legen Wert auf eine langfristige, ressourcenschonende und mitarbeiterorientierte Unternehmensstrategie.


Mensch vor Marge heißt für mich...

Bettina Duschl, Betriebsrätin Friesland Campina

... die unternehmerische Verantwortung, Fürsorge für die Menschen mit ihren Familien zu tragen. Das würde allen eine Zukunft sichern. Neue Investoren sollten erst einmal zuhören, abwägen und dann Entscheidungen treffen.


Mensch vor Marge heißt für mich...

Thomas Arndt, stellvertretender Konzernbetriebsratsvorsitzender Bunge Deutschland GmbH

... Wertschätzung muss vor Wertschöpfung stehen. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Wort für Produkte, sondern ein wichtiger Teil der sozialen Verantwortung, die Unternehmen übernehmen müssen. Beim digitalen Fortschritt sollten die Beschäftigten einbezogen werden. Gewinne dürfen nicht durch den Abbau von Sozialleistungen erwirtschaftet werden. Programme zu altersgerechten Arbeitsplätzen und Arbeitszeiten, Vorruhestandsregelungen, Teilzeitmöglichkeiten und Ausgleichszahlungen sollten ausgebaut werden.

* Auszüge; Die vollständigen Aussagen wurden in Ausgabe 2, 2019 des NGG-Mitgliedermagazins "einigkeit" veröffentlicht.